SIGNATUR 22
BAD AROLSEN UND CHRISTIAN DANIEL RAUCH-MUSEUM, BAD AROLSEN | in Zusammenarbeit mit Thomas Henke und in Kooperation mit Bathildisheim e.V., 2022
SIGNATUR 22 ist ein Kunstprojekt mit Menschen mit Behinderungen des Bathildisheim e. V., Privatpersonen, sowie dem Christian Daniel Rauch-Museum, Bad Arolsen. Es umfasst drei Phasen:
1. Modell und skulpturale Umsetzung | 2. Installation der Arbeiten in Privatwohnungen | 3. Plakate im öffentlichen Raum und Abschlussausstellung im Christian Daniel Rauch-Museum
In diesem Projekt vereinige ich die Elemente meiner künstlerischen, wissenschaftlichen und humanphilosophischen Ansätze. Das Projekt folgt der Idee, die umfassende Bedeutung der Einzigartigkeit von Menschen mit Behinderung durch künstlerische Prozesse zum Ausdruck zu bringen und erfahrbar zu machen. Dabei geht es auch darum, die besonderen körperlichen und geistigen Voraussetzungen von Menschen mit Behinderung als gestalterische, innovative Potentiale zu begreifen. Eine neue Perspektive auf Zielvorgaben entwickelt sich: Formen und Ergebnisse orientieren sich nicht etwa an kollektiv genormten Perfektionsvorstellungen, sondern an Einzigartigkeit, Originalität und Eigensprachlichkeit.
In enger und begleitender Zusammenarbeit mit den Bewohnern des Bathildisheims entwickelten wir in der ersten Phase des Projektes Modelle aus Ton und setzten sie skulptural um. Es entstanden einzigartige Werke mit hoher Ausdruckskraft. In einem weiteren Schritt wurden die entstandenen Skulpturen für einen Zeitraum von zwei Wochen in Privatwohnungen installiert, was eine interessante Unmittelbarkeit und Nähe für die Bewohner im Zusammenleben mit diesen Werken kreierte. Die Wirkmacht der Formen im Alltag entfaltete Verarbeitungsprozesse im Hinblick auf Menschen mit Behinderungen, so wie auf gängige Skulpturauffassungen.
Fotografien dieser Installationen wurden die Motive der Plakate, die in Phase drei wiederum im öffentlichen Raum installiert wurden. Diese wiesen auf die Abschlussveranstaltung des Projektes hin: Eine Ausstellung der Werke im Christian Daniel Rauch-Museum.
Das Museum beherbergt und zeigt Skulpturen des deutschen Klassizismus, die hauptsächlich den Beständen der Alten Nationalgalerie zu Berlin entstammen. Schwerpunkt der Sammlung bilden dabei die Werke des in Bad Arolsen geborenen Bildhauers Christian Daniel Rauch. Hinzu kommen Werke, welche die Entwicklung der deutschen und internationalen Skulptur anschaulich machen, sowie ein lebendiges Bild der Kunstszene der Goethezeit mit ihren Bezügen auf die Antike vermitteln sollen.
Mitten in dieses Anliegen und Ambiente der deutschen, historischen Hochkultur platzierten wir die entstandenen Werke der Menschen von Bathildisheim e.V. Es entstand ein überaus spannender und fruchtbarer Dialog zwischen komplexen Welten der Formensprache, geistigen Entwicklungen, Fragen nach Menschsein und Identität. In dieses angenehme Spannungsfeld von unterschiedlichsten Ansätzen des menschlichen Selbstausdrucks flossen meine Erfahrungen, sowie Anliegen als Künstler, Wissenschaftler und Mensch ein. In einem Projekt von 2005 installierte ich selbst über einen Zeitraum von mehreren Wochen eigene bildhauerische Arbeiten in Privatwohnungen. Fotografische Abbildungen dieser Installationen stellte ich wiederum unter dem Titel VERSCHLEPPTE ERLEUCHTUNGEN 2005 im Kunstverein Schwetzingen aus. Auf diese Strategien griff ich in unserem Projekt SIGNATUR 22 zurück und erweiterte sie unter wissenschaftlichen, sowie künstlerischen Aspekten um die Dimension ‘Museum’, ‘Hochkultur’, ‘Historik’ und Fragen nach menschlichem Selbstausdruck und Selbstbezug.
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